Ivan Radosevic über die Kunst, im Team Entscheidungen zu treffen
Ivan Radosevic erklärt, warum Mehrheitsentscheidungen im Team keine gute Idee sind und wie man stattdessen gute Entscheidungen finden kann, die vom gesamten Team getragen werden.
Ivan Radosevic ist einer von Deutschlands bekanntesten ehemaligen Top-Managern. Deswegen weiß er, dass es im Führungsverständnis nicht mehr darum geht, von oben nach unten Entscheidungen zu fällen und zu kommunizieren. In der modernen Unternehmensführung ist man bemüht, Entscheidungen zu finden, die gemeinsam getragen werden. Operative Entscheidungen werden in Teams getroffen. Doch ganz gleich, auf welcher Hierarchieebene in einem Unternehmen die Teams arbeiten, die Problematik bei der Entscheidungsfindung ist vom Assistentenpool bis zum Management immer die gleiche: der Prozess der Entscheidungsfindung dauert zu lang und selten will es gelingen, dass im Team Entscheidungen getroffen werden, mit denen jeder glücklich ist. Woher die Probleme rühren und was getan werden kann, um das Treffen von Entscheidungen im Team zu beschleunigen und um obendrein ein für alle zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen, zeigt Ivan Radosevic, indem er die gängigen Teamentscheidungs-Methoden erklärt und bewertet.
- Der Mehrheitsentscheid
- Die Konsensentscheidung
- Konsultativer Einzelentscheid
- Die Elfer-Skala
DER MEHRHEITSENTSCHEID
Die wohl am häufigsten verwendete Methode zur Entscheidungsfindung im Team ist der Mehrheitsentscheid. Es gewinnt die Position, die im Team die meisten Stimmen erhält. In der Politik gehört der Mehrheitsentscheid zum alltäglichen Geschäft, doch Ivan Radosevic sieht in dieser Methode ein großes Problem: was ist mit jenen Teammitgliedern, die überstimmt wurden? Bei knappen Entscheidungen kann das beinahe die Hälfte des Teams betreffen. Es besteht die Gefahr, dass sie unzufrieden sind und die Tragfähigkeit der Entscheidung bewusst oder unbewusst unterminieren.
DIE KONSENSENTSCHEIDUNG
Alle sind sich einig, alle halten die Entscheidung für gut, niemand ist unzufrieden. Ivan Radosevic weiß, bei klarem Sachverhalt erledigt sich die Entscheidungsfindung schnell, wenn ein Konsens gefunden wird. Doch oft kann dieser Weg die Entscheidungsfindung zu einem nahezu unendlich langen Prozess werden lassen, bis alle Argumente und Meinungen ausgetauscht und bewertet sind. Nicht selten einigt man sich dann auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, der allerdings nicht zwingend die beste aller Entscheidungen sein muss.
KONSULTATIVER EINZELENTSCHEID
Vor allem in selbstorganisierten Teams kann dies eine gute Methode zur Entscheidungsfindung sein, weiß Ivan Radosevic. Hier wird ein Teammitglied ausgewählt, das nach Anhörung der Expertisen von mindestens zwei weiteren Teammitgliedern die Entscheidung trifft. Durch den konsultativen Einzelentscheid werden langwierige Abstimmungen vermieden. Durch die verpflichtende Anhörung von anderen wird die Grundlage der Entscheidung gefestigt und der Entscheidende kann sich sicher sein, sämtliche Aspekte berücksichtigt zu haben. Insgesamt kann auf diese Weise die Entscheidungsfindung beschleunigt werden.
DIE ELFER-SKALA
Hinter der Elfer-Skala verbirgt sich eine Art Bewertungssystem. Das Thema, zu dem eine Entscheidung gesucht wird, wird in einem Meeting vorgestellt. Hier werden auch Rückfragen beantwortet. Anschließend wird von jedem einzelnen Teammitglied mittels einer Bewertungsskala von 1 bis 10 analysiert, wie wichtig das zu entscheidende Projekt oder das Thema für das Unternehmen ist. In Zweierschritten besteht hierbei die Wahl zwischen unwichtig, fragwürdig, überlegenswert, angeraten und notwendig. Den Vorteil dieser Methode sieht Ivan Radosevic darin, dass hier statt eines kategorischen Ja oder Nein wichtige Grauzonen sichtbar werden können.